Nordkirchen ist Meister und wir zufriedener Dritter
Das letzte Saisonspiel unserer ersten Mannschaft fand in Nordkirchen beim Tabellenführer statt. Mit einem Sieg hätten wir die Führung übernehmen und aufsteigen können. Aber Nordkirchen war haushoher Favorit; an sechs Brettern war die DWZ-Überlegenheit größer als 140, an drei Brettern sogar größer als 240 Punkte. Diese drei Partien gingen auch früh verloren, die übrigen Partien wurden danach trotzdem engagiert ausgekämpft.
An Brett 1 hatte sich ausgangs der Eröffnung eine ausgeglichene Stellung ergeben. Schwarz startete den typischen Minoritätsangriff am Damenflügel und Stefan griff am Königsflügel an, vielleicht etwas zu stürmisch. Jedenfalls fand Stefan nicht die beste Fortsetzung und sein Angriff verpuffte daraufhin ziemlich schnell. Zudem konnte sein Gegner nach Abwehr des Angriffes am Damenflügel einen Bauern gewinnen. Als kurz danach Stefan durch ein Fesselungsmotiv eine Figur verlor, gab er auf. (0 : 1)
Peter kannte aus früheren Zeiten die meisten Nordkirchener Spieler, so auch seinen Gegner, der eine um 320 Punkte bessere DWZ hatte. Das Spiel verlief auch entsprechend. Obwohl Peter keine größeren Fehler machte, wurde er durch ständige Drohungen immer weiter in die Defensive gezwungen. Unparierbare Doppeldrohungen führten alsbald zu Materialeinbußen und einige Züge später in eine hoffnungslose Stellung. Durch Aufgabe ersparte sich Peter weitere Quälerei. (0 : 2)
Auch Hartmut hatte einen sehr schweren Gegner, der ihn mit der ungeliebten englischen Eröffnung herausforderte. Die Eröffnung verlief einigermaßen ausgeglichen, wobei Hartmut einen Springer auf d4 etablieren konnte, nachdem sein Kontrahent auch den Königsbauern nach e4 vorgeschoben hatte. Hartmut ließ bis weit ins Mittelspiel etliche Möglichkeiten aus, kurz zu rochieren. Als er das dann im 22. Zug nachholte, war es genau der falsche Moment und die Partie war sofort verloren, die Aufgabe erfolgte wenige Züge später. (0 : 3)
Antonio begann mit Weiß an Brett 3 - wie üblich - mit dem Damenbauern. Sein Gegner überraschte ihn mit Albins Gegengambit, das von Beginn an zu einer höchst aggressiven und risikoreichen Stellung führte, bei der beide Gegner viel Zeit verloren und sich keiner einen substantiellen positionellen Vorteil erspielen konnten. Antonio hatte allerdings noch den von Schwarz zu Beginn geopferten Mehrbauern. Nach 30 Zügen übersah Antonio in Zeitnot einen Zug, der ihm einen weiteren Mehrbauern und damit vermutlich einen spielentscheidenden Vorteil eingebracht hätte, und machte stattdessen einen gravierenden Fehler, der ihn mit hoher Sicherheit in eine Niederlage geführt hätte. Da sein Gegner aber ebenfalls in schwerer Zeitnot steckte, übersah er dies und bot Remis an, und Antonio nahm es an. (0,5 : 3,5)
An Brett 2 spielte Christian mit den Schwarzen Steinen eine Variante des Nimzowitsch-Indisch. Beide Kontrahenten spielten überlegt und konzentriert, sodass die Partie immer in der Remisbreite war. Wegen des Rückstands lehnte Christian ein entsprechendes Angebot zuerst ab und versuchte noch einen Gewinnweg zu erzwingen, aber im Bauerendspiel mit Springer gegen Läufer war keine Lösung möglich. (1 : 4)
Rudolfs Gegner strebte mit dem schottischen Gambit schon von vornherein ein scharfes Spiel an. Ein unverhoffter Springerzug ins Zentrum von Rudolf unterband die Angriffsaktivitäten nur kurzzeitig. Denn nach beidseitigen kurzen Rochaden stürmte sein Kontrahent mit allen Königsbauern nach vorne. Einige Abtausche später forcierte er mit Hilfe eines Turmopfers den Bauernsturm noch weiter, so dass gleich vier Bauern Rudolfs Grundlinie bedrohlich näher kamen. Rudolfs Freibauer war leider einen Zug zu spät, so dass er die Bauernwalze nur durch ewiges Schach aufhalten konnte. (1,5 : 4,5)
Gegen eine ungewöhnliche und keineswegs gute weiße Eröffnung spielte Jürgen eine Reihe drittbester Züge, verlor so seinen Anfangsvorteil und überließ ab dann seinem Gegner dauerhaft die Initiative.
Nach vielen Abtauschen, einschließlich der Damen, forcierte Weiß seine Bauernmehrheit am Damenflügel. Nach Abtausch der letzten Leichtfiguren stand ein Turmendspiel auf dem Brett, und es gelang Jürgen im letzten Moment, Gegenspiel am Königsflügel zu organisieren. Jetzt hatten beide Seiten ein Paar verbundene Freibauern. Genau in dieser Phase wurde der Mannschaftssieg von Nordkirchen sichergestellt, und Jürgens Kontrahent bot bei weiterhin etwas besserer Stellung Remis an, was dankbar angenommen wurde. (2 : 5)
Daniel als Weißer wählte eine aggressive Variante gegen die sizilianische Verteidigung. Da sein Kontrahent bei der Entwicklung seiner Leichtfiguren einige Tempi verlor, konnte Daniel mit einem Springeropfer das Zentrum gegen den noch unrochierten König öffnen. In der darauf folgenden Abwicklung gewann Daniel seine Figur zurück und zusätzlich einen Bauern. Eine noch schärfere Fortsetzung scheiterte leider an einem möglichen Gegenschlag auf b2 mit Turmgewinn, den Daniel zunächst mit Mattdrohung abwehren musste. Nach etlichen Abtauschen entstand ein Turm- Läufer- Endspiel, das trotz besserer Stellung und Mehrbauer remis endete. (2,5 : 5,5)
Trotz der Niederlage fuhren wir nicht unzufrieden nach Hause. Die Saison wurde mit Platz 3 abgeschlossen, viel besser, als wir erwartet hatten. Den Nordkirchenern möchten wir an dieser Stelle zu ihrem verdienten Aufstieg gratulieren.