Montag, 28. November 2016 - ElZorro

Unfair?! – Neun Hiltruper gegen sieben Nienberger

Erste sichert Tabellenführung mit stoischer Ruhe

Die gute Nachricht vorweg: die Erste hat auch im vierten Spiel einen Sieg eingefahren, dabei aber auch einige Chancen auf den Brettern liegen gelassen. Positiv bleibt zu bemerken, dass keine Partie verloren wurde, allerdings auch nur ein erspielter Sieg dabei war. Der zweite volle Punkt wurde vor dem Kampf überreicht, Mannschaftsführer Andreas hatte ohne Zug gesiegt und verbrachte einen (nervenaufreibenden) Tag auf dem „Feldherrenhügel“. Dort war er in bester Gesellschaft, denn Stefan Voigt, der am vierten Spieltag aus familiären Gründen als Spieler aussetzte, leistete dem Team trotzdem Gesellschaft. Und so waren die Hiltruper in Führung und in klarer Überzahl, es konnte nichts schief gehen. Um im Bild zu bleiben und einen Hiltruper Spieler zu zitieren: die Gastgeber „gingen ran wie Blücher (an der Katzbach)“, doch schneidige Attacken alleine reichen nicht aus, die Verteidiger haben immer noch ein Wörtchen mit zu reden. Den Nienbergern sei aller Respekt gezollt, uns wurde eine Punkteteilung nach der anderen aus dem Kreuz geleiert und so was kann schon mal schief gehen, wenn man den Sack dann nicht zu macht.

Doch der Reihe nach. Als Erster war Daniel an Brett 6 fertig, der seine Stellung nicht überreizen wollte, bloß um seinen Angriff weiter nach vorne zu treiben. Die post mortem zeigte auch, dass es nicht trivial war, Fortschritte zu machen und dass immer wieder versteckte Ressourcen für den Nienberger Schwarzspieler in der Stellung waren. Dafür war Rudolf um so glücklicher, als er kurz nach Daniel die Punkteteilung am siebten Brett klar machen konnte. Rudolf stand lange Zeit unangenehm über gequetscht bis strategisch verloren, doch sein Gegner fand ebenfalls keinen (geduldigeren) Plan, um die aktive Stellung geschickter auszunutzen. In toter Stellung gab es dann den Friedensschluss. Mit dem gleichen Ergebnis zog sich Christian am fünften Brett aus der Affäre, der allerdings sehr optimistisch gerechnet hatte und mit einer kleinen Qualität im Hintertreffen lag. Da seine Stellung keine Aktivität versprach, nahm er das angebotene Remis im späten Mittelspiel an. Am wichtigsten dürfte die Aufbereitung der gegnerischen Eröffnung werden, die einfach nur im achten Zug eine Bajonettattacke ankündigte und nicht optimal gekontert wurde. Beim nächsten Mal wird das ein runder Punkt für uns werden. ;)

Auf dem Hügel stellte der geneigte „Feldherr“ dann fest, dass eher günstige Ergebnisse eingefahren wurden und dass alle anderen Bretter mindestens ausgeglichen standen. Peter May zog am Brett 8 eine mörderische Attacke gegen einen Gegner auf, der ihm unter der Woche den Pokalsieg im C-Pokal vermiest hatte. Die eine oder andere Wendung könnte sich auch in einem Taktikbuch wiederfinden und auf dem Hügel stieg die Erwartungshaltung deutlich an, bis Manfred an Brett 4 immer finsterer drein blickte. Eigentlich sah es gut aus, der schlechte Läufer konnte gegen den guten des Gegners getauscht werden und für den Nienberger Captain wäre nur wenig Luft zum atmen verblieben. Doch nach einer halben Stunde intensiven Denkens stand Manfred mit zwei Figuren gegen Turm und zwei Bauern und Fortschritte waren nicht unmittelbar in Sicht. Manfred blockierte die Stellung allerdings so günstig, dass er ein Remisangbeot erhielt, das er auch annahm. Peter, der sich seiner Sache nicht so sicher war wie sein Captain, wollte kurz darauf ebenfalls Remis machen, da er zwar einen Bauern für einen tollen Angriff gegeben hatte, aber die gewinnbringende Fortsetzung nicht vom Himmel fallen wollte. In aufkommender Zeitnot kam vom Hügel das OK zur Friedenspfeiferei an Brett 8 und zum Zwischenstand von 3,5:2,5.

Somit veblieben mit Heribert an Brett 1 und Phillip an Brett 2 die heißesten Eisen noch im Feuer. Heribert hatte während der Eröffnung wieder derartig Druck aufgebaut, dass er mit der Dame mitten auf dem Brett einen Bauern gewinnen konnte. Der Führungsspieler der Nienberger antwortete mit einem wilden Figurenopfer im Zentrum, um sich zu befreien und Heribert hatte die Aufgabe, seine Stellung zu koordinieren. Das gelang der Zugzahl nach recht zügig, wenn auch nicht, ohne einige Tretminen zu umgehen. Kurz vor der Zeitkontrolle verblieb unsere Nummer 1 mit der Mehrfigur für einen Bauern in blockierter Stellung und der Gegner gab auf. Heribert sicherte mit dem vollen Punkt auch den Mannschaftssieg. Der sollte durch Phillip an Brett 2 eigentlich noch einmal ausgebaut werden können, doch die mit einem Mehrbauern zu einer gewinnbaren Position ausgebaute Stellung wurde durch einen Rechenfehler um ein Tempo zum Remis abgewickelt. Auch Springer können im Endspiel so etwas wie Tempozüge machen und angesichts der zähen Verteidigung kann man auch hier nur sagen, dass das Remis hart erarbeitet und nicht unverdient war. Der Endstand von 5:3 gibt nicht das Kräfteverhältnis wieder, dass laut DWZ vorhanden war, aber es war das ehrliche Ergebnis des Kampfverlaufs. Und auf dem Hügel möchte ich nicht mehr so oft sein und die Reserven einteilen (heute haben vier Spieler Anweisungen zu Remisangeboten bekommen!) – man kommt sich manchmal doch etwas machtlos vor, wenn man nur Stratege sein darf!